Unterstützung bei autismusbed. Herausforderungen

Die andere Wahrnehmung von Menschen mit einer ASS führt manchmal zu Stress, Angst, Schmerz und weiteren unangenehmen Gefühlen. Als Reaktion darauf ziehen sich die Betroffenen zurück, verhalten sich auffällig oder erleiden gar einen Zusammenbruch. Genügend Wissen darüber ermöglicht es, schwierige Situationen vorauszusehen und zu vermeiden.


Umgang mit autismusspezifischen Verhaltensweisen

Einige Betroffene wiederholen bestimmte Verhaltensweisen immer wieder. Diese sogenannte motorische Stereotypie kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein und hat ganz verschiedene Formen. Einige Betroffene flattern mit ihren Händen, andere schaukeln mit dem Kopf oder Oberkörper oder drehen Gegenstände in den Händen hin und her.

Auch wenn sich diese wiederholenden Verhaltensweisen von Person zu Person unterscheiden, die Gründe dafür sind meistens die Gleichen:

  • Das Verhalten wirkt beruhigend und stabilisierend. Es ist eine Art Schutzmassnahme.
  • Durch das Verhalten werden sensorische Reize aus der Umwelt reduziert.
  • Das Verhalten hilft ihnen, mit Stress und Angst umzugehen.

Wenn man eine Person von sich wiederholenden Verhaltensweisen abbringen möchte, gilt es, sehr einfühlsam vorzugehen. Im Idealfall bietet man ihr eine für sie hilfreiche alternative Beschäftigung oder Bewegung an. Zu abruptes Vorgehen kann zur Folge haben, dass dies bei der betroffenen Person zu einer Krise führt.

Menschen im Autismus-Spektrum lieben Strukturen und schätzen gleichbleibende Abläufe. Ihnen fällt es schwer, flexibel zu reagieren, wenn sich Abläufe kurzfristig ändern. So müssen beispielsweise Gegenstände immer am gleichen Platz im Zimmer stehen und Kleider in der immer gleichen Reihenfolge angezogen werden. Besonders jüngere Kinder haben eine Vorliebe für gleichbleibende und sich immer wiederholende Bewegungen und Spiele. Dies hat für die Betroffenen eine regulierende Wirkung. Vertraute Handlungsmuster geben ihnen Sicherheit und helfen ihnen dabei, Ordnung in ihre Umwelt zu bringen. Diese Verhaltensweisen können jedoch den Alltag der betroffenen Familien stark einschränken.

Führen die sich wiederholenden Verhaltensweisen, Routinen und das Nachgehen der Spezialinteressen zu Stress, Unbehagen oder behindern das Lernen? Wenn nicht, muss nicht zwingend eingegriffen werden. Wenn sie Schwierigkeiten auslösen, müssen die Betroffenen darin unterstützt werden, ihre Abhängigkeit zu reduzieren.

Reagieren Sie rechtzeitig
Je länger sich wiederholende Verhaltensweisen und motorische Stereotypen bestehen, desto schwieriger ist es für die Betroffenen, davon loszukommen. Bestimmte Verhaltensweisen, wie beispielsweise anderen Menschen durch die Haare zu fahren, werden bei jüngeren Kindern eher noch akzeptiert. Zeigen Jugendliche dieses Verhalten, wird es als unangebracht empfunden. Deshalb lohnt es sich darüber nachzudenken, von welchen Mustern oder Routinen man die betroffenen Personen abbringen möchte.

Struktur
Menschen im Autismus-Spektrum sind auf klare Strukturen angewiesen. Sie bieten ihnen Sicherheit und Orientierung und vereinfachen ihren Alltag. Verwenden Sie visuelle Unterstützung (z.B. einen Zeitplaner) oder behelfen sie sich mit anderen Strategien, um sie auf Veränderungen oder Übergänge zwischen Aktivitäten vorzubereiten. Strukturieren Sie die Zeit, beispielsweise mithilfe von Küchenuhren oder einem Time-Timer.

Hier finden Sie wichtige Informationen und wertvolle Tipps, wie auffälliges Verhalten verringert werden kann. Ebenso über den Zweck und die Funktion von auffälligem Verhalten und Informationen, wo und wie Sie Unterstützung, weiterführende Informationen und Ressourcen erhalten.

Die hier aufgeführten Informationen sind nicht für alle Personen aus dem Autismus-Spektrum zutreffend. Möglicherweise scheint es so, als ob das auffällige Verhalten gegen Sie gerichtet ist, besonders wenn es Zuhause geschieht. Doch Sie sind nicht die einzige Person, welche damit umgehen muss.

Das Verhalten der betroffenen Person hat immer einen Zweck. Für die Betroffenen ist es eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf ihre Bedürfnisse und Gefühle zu lenken. Es geht also in erster Linie nicht nur darum, herausforderndes Verhalten zu unterbinden, sondern den Grund dafür zu kennen.

Ursache von herausforderndem Verhalten können auch gesundheitliche Probleme sein. Darum ist es wichtig, dass Sie zuerst medizinische oder zahnmedizinische Probleme ausschliessen. Insbesondere dann, wenn das Verhalten plötzlich beginnt oder intensiver wird. Möglicherweise fühlt sich die Person auch einfach müde, hungrig, durstig oder unwohl und äussert diese Bedürfnisse mit auffallendem Verhalten. Beissen kann beispielsweise aufgrund von Schmerzen im Mund, an den Zähnen oder im Kiefer vorkommen.

Für das Spucken könnten Schwierigkeiten mit dem Schlucken oder eine zu hohe Speichelproduktion der Grund sein. Ohrfeigen oder starkes Kopfschütteln können ein Weg sein, mit Schmerz oder Kommunikationsschwierigkeiten umzugehen. Für Aggressionen könnten hormonelle Veränderungen während der Pubertät ein möglicher Grund sein.

Falls nötig, suchen Sie einen Arzt oder Spezialisten auf, der sich mit dem Autismus-Spektrum auskennt. Notieren Sie, in welchen Situationen und zu welcher Tageszeit die betroffene Persoon das Verhalten zeigt, wie oft sie es zeigt, wann es erstmals aufgetreten ist und wie lange es anhält. Nehmen Sie diese Aufzeichnungen mit an die Besprechung beim Arzt oder Spezialisten.

Wenn medizinische Probleme ausgeschlossen werden konnten, empfiehlt es sich, ein Verhaltenstagebuch zu erstellen. Dieses Tagebuch sollte nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule oder bei Freizeitaktivitäten (z.B. Vereine) von allen Personen, welche sich um das Kind kümmern, geführt werden. Das Tagebuch sollte Datum, Uhrzeit, Ort, Situation vor / während / nach dem Verhalten, die Gefühle der Person sowie die Reaktion anderer Menschen auf das Verhalten beinhalten. Dieses Verhaltenstagebuch sollte über mehrere Wochen geführt werden.

Wenn sich aus dem Tagebuch Verhaltensmuster ergeben haben, kann ein Plan mit Strategien erstellt werden.

Hier zeigen wir Ihnen auf, wie mit herausfordernden Situationen umgegangen werden kann. Suchen Sie sich die Tipps und Hinweise, welche Sie in Ihrer spezifischen Situation unterstützen.

Eine betroffene Person ändert ihr Verhalten nicht innert Kürze. Halten Sie Ihre Beobachtungen schriftlich in einem Tagebuch fest. Es wird Ihnen einfacher fallen, kleine positive Veränderungen festzustellen. Seien Sie realistisch und setzen Sie erreichbare Ziele. Wählen Sie zwei Verhaltensweisen, auf die Sie sich konzentrieren möchten. Zu viele neue Erwartungen auf einmal bergen die Gefahr, dass sich keine der Verhaltensweisen bessert. Geben Sie nicht gleich auf, wenn etwas anfangs schlechter läuft, bevor es besser geht. Zeigen Sie die Alternativen auf.

Es ist wichtig, dass alle Beteiligten einen konsequenten Umgang mit den aufgestellten Verhaltensstrategien haben. Der Fortschritt der Strategie sollte regelmässig diskutiert werden.

Für viele Menschen im Autismus-Spektrum ist es eine Herausforderung, mit all den Reizen aus der Umwelt umzugehen. Vielen fällt es schwer, Hintergrundgeräusche zu ignorieren und starke visuelle Informationen zu verarbeiten. Manche können gewisse Lebensmittel aufgrund ihrer Textur nicht essen. Andere finden es schmerzhaft, wenn jemand sie berührt, auch wenn es nur eine kleine Berührung ist. Menschen aus dem Autismus-Spektrum reagieren stark auf Veränderungen der Umwelt. Ändert sich das Verhalten eines Betroffenen plötzlich, überlegen Sie sich, ob es vor kurzem eine Veränderung in der Umgebung gegeben hat.

Manche Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten, sich verbal auszudrücken. Oftmals werden sie von ihren Mitmenschen nicht verstanden. Zusätzlich haben sie Mühe, andere zu verstehen und Mimik und Gestik zu deuten. Auch diejenigen Menschen aus dem Autismus-Spektrum, welche durchaus flüssig sprechen, haben Schwierigkeiten, sich auszudrücken, wenn sie ängstlich oder wütend sind. Dies hat damit zu tun, dass sie den Kontext nicht verstehen. Bei Betroffenen kann dies zu beträchtlicher Frustration und Angst führen, was schwieriges und herausforderndes Verhalten mit sich bringen kann.

Sprechen Sie klar und präzise und verwenden Sie kurze Sätze. Wenn Sie die Anzahl Wörter und Sätze limitieren, fühlt sich die betroffene Person weniger überfordert von den neuen Informationen und es fällt ihr leichter zu verarbeiten, was Sie gesagt haben.

Menschen mit Autismus finden es häufig einfacher, visuelle Informationen zu verarbeiten. Unterstützen Sie die betroffene Person darin, ihre Bedürfnisse auszusprechen: Was brauchen Sie? Was wollen Sie? Sprechen Sie mit der betroffenen Person über ihren physischen Schmerz oder ihr Unbehagen. Verwenden Sie dazu zum Beispiel eine Gefühlsskala.

PECS als Hilfsmittel für die Kommunikation

Das Bildaustauschsystem PECS (Picture Exchange Communication System) ist geeignet für Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichen geistigen, physischen und kommunikativen Einschränkungen. PECS besteht aus sechs Phasen und hat zum Ziel, die Menschen zum eigenständigen Kommunizieren anzuleiten. Zu Beginn lernt der Schüler, mittels Abgabe von Bildkarten etwas zu erhalten. Im Weiteren lernt er, Bilder voneinander zu unterscheiden und ganze Sätze zu konstruieren. In späteren Phasen lernen die Betroffenen, auf Fragen zu antworten und zu kommentieren.
 
Das System und dessen Anwendung kann in Kursen erlernt werden. Folgendes Video erklärt PECS
https://www.youtube.com/watch?v=bn8uCRVhHIMn

Viele Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle richtig wahrzunehmen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Betroffenen dabei unterstützen können: Verwenden Sie eine Ampel oder eine Skala von 1-5, um Gefühle als Farben oder Nummern zu präsentieren. Eine grüne Ampel oder eine 1 kann die Bedeutung haben: „Ich bin zufrieden“ und eine rote Ampel oder eine 5: „Ich bin wütend“. Versuchen Sie anhand von physischen Veränderungen des Körpers zu erklären, was „wütend“ bedeutet. Zum Beispiel: „Wenn ich wütend bin, habe ich Bauchschmerzen, mein Gesicht wird rot und ich möchte weinen.“ Wenn die beiden Extremzustände Wut und Zufriedenheit verstanden sind, können die Emotionen dazwischen zusammen erarbeitet werden.

Wenn die Person mit Autismus merkt, dass sie wütend wird, kann sie selber versuchen, etwas dagegen zu tun. Beispielsweise, indem sie selber die Situation, welche sie wütend macht, verlässt.

Viele Menschen im Autismus-Spektrum verstehen es nicht, wenn sie für ein bestimmtes Verhalten bestraft werden. Belohnungen und Motivatoren hingegen helfen, ein gewisses Verhalten vermehrt zu zeigen oder eine neue Strategie zu nutzen.

Bereits kleine Aufgaben, welche eine Belohnung oder ein Lob nach sich ziehen, können den Betroffenen ein positives Gefühl geben und dazu beitragen, dass gewünschte Strategien kopiert werden. Versuchen Sie Lob und Belohnung gerade anschliessend an das Verhalten zu geben und auf eine Art, welche für die Person verständlich ist. Manche mögen mündliches Lob, andere bevorzugen eine andere Art von Belohnung, wie beispielsweise einen Sticker oder fünf Minuten Beschäftigung mit ihrer Lieblingsaktivität.

Mit anderen Personen zu interagieren, sie zu verstehen und am Familien- und Sozialleben teilzunehmen, ist für viele Menschen aus dem Autismus-Spektrum sehr anspruchsvoll. Die meisten Menschen scheinen intuitiv zu wissen, wie sie mit Mitmenschen interagieren können. Doch auch für diese Menschen ist es schwierig, Beziehungen zu Menschen im Autismus-Spektrum aufzubauen.

Ungewohnte Situationen können entmutigend und unvorhersehbar sein. Gewisse Menschen verhalten sich möglicherweise irritierend, um sozialen Kontakt zu vermeiden.

Vielen Menschen mit Autismus fällt es schwer, mit Veränderungen umzugehen. Sei es eine vorübergehende Veränderung, wie ein Umweg zur Schule aufgrund von Bauarbeiten, oder eine dauerhafte Veränderung, wie beispielsweise den Umzug in eine neue Wohnung oder der Wechsel von einer zur nächsten Aktivität. Um den Wechsel von einer zur nächsten Aktivität einfacher zu gestalten, kann es hilfreich sein, wenn Sie für die neue Aktivität das Zimmer wechseln (z.B. vom Wohnzimmer ins Kinderzimmer).

Zeigt sich auffälliges Verhalten oft bei Übergängen zwischen zwei Aktivitäten? Das liegt daran, dass viele Betroffene Schwierigkeiten damit haben, zu warten. Es kann ihnen helfen, wenn sie einen visuellen Zeitplaner haben, auf dem sie sehen, was während des Tages geschehen wird. Unstrukturierte Zeiten, wie beispielsweise eine chaotische und laute Pause in der Schule, sind für viele Menschen im Autismus-Spektrum schwer zu bewältigen.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass die betroffene Person im Voraus auf die Veränderungen vorbereitet wird. Dann fällt es ihr leichter, mit den Veränderungen umzugehen.

Hier finden Sie nützliche Unterlagen dazu:
Tipps für den Übergang von der Schulzeit in die Ferien
Tipps für die Weihnachtszeit
Kalenderbeispiel

Menschen im Autismus-Spektrum sind einem grösseren Risiko ausgesetzt, gemobbt zu werden, als ihre Mitschüler/innen. Häufig merken die Betroffenen gar nicht, dass sie gemobbt werden und haben Schwierigkeiten, zu schildern, was geschieht. Die Gefühle, welche durch die Mobbing-Attacken ausgelöst werden, können schwieriges und auffälliges Verhalten hervorrufen. Lesen Sie hier mehr über Mobbing und was Sie dagegen tun können.

Bringen Sie die betroffene Person in einen ruhigen und sicheren Raum. Dort kann sie sich möglicherweise beruhigen, besonders dann, wenn Umweltfaktoren, wie beispielsweise flackerndes Licht, Stress hervorrufen. Zu Hause kann dies ein bekanntes Zimmer sein (z.B. das Schlafzimmer). In der Schule hilft möglicherweise ein gemütlicher Sessel oder ein Sitzsack. Wenn die betroffene Person eine ihr vertraute Aktivität ausüben darf (z.B. ein Buch lesen), trägt dies ebenfalls zur Beruhigung bei.

Für Menschen im Autismus-Spektrum können persönliche Spezialinteressen oder Lieblingsaktivitäten sehr entspannend sein. Ist es ihnen jedoch nicht möglich, ihre Lieblingsaktivität immer auszuführen, wenn sie wollen, kann dies zu Verhaltensschwierigkeiten führen. Bauen Sie Entspannungsmöglichkeiten in den Alltag ein. Aktivitäten wie Musik hören, Massagen oder Schaukeln können zur Entspannung beitragen.

Schwieriges Verhalten kann häufig auch durch eine Aktivität vermindert werden, welche Energie oder aufgestauten Zorn freisetzt. Zum Beispiel das Hüpfen auf einem Trampolin, das Herumtollen im Garten oder das Schaukeln in einer Hängematte.

Menschen mit Autismus haben oft Schwierigkeiten, neu erlernte Fähigkeiten auf andere Situationen zu übertragen. Deshalb gilt es, nach Möglichkeiten zu suchen, wie neu Erworbenes in unterschiedlichen Situationen angewendet werden kann. Bewährte Strategien sollten von Zeit zu Zeit wieder angewendet werden. Möglicherweise eignen sich diese, wenn die betroffene Person gestresst oder krank ist, oder wenn alte Verhaltensweisen wieder vermehrt gezeigt werden.

Herausforderndes Verhalten - Wenn wir an unsere Grenzen kommen (hiki BULLETIN 1/2022)

Fall Sie Grenzen setzen müssen, setzen Sie diese klar und konsequent. Dies kann zum Beispiel die Zeit betreffen, während der ein bestimmtes Objekt gebraucht werden darf, während der über ein bestimmtes Thema gesprochen wird, oder der Ort, an dem eine bestimmte Aktivität ausgeführt werden darf. Sie haben die grössten Chancen, positive Verhaltensänderungen zu erreichen, wenn Sie langsam und schrittweise vorgehen. So ist es für die betroffene Person am einfachsten, sich darauf einzulassen. Verlängern Sie die Dauer der Einschränkung zunehmend und führen Sie allmählich weitere Grenzen ein. Legen Sie gemeinsam mit der betroffenen Person ein realistisches Ziel fest und erstellen Sie zusammen einen Plan, der hilft, das Ziel innert einer gewisse Zeitspanne zu erreichen. Es ist wichtig, kleine und realistische Ziele zu setzen, denn so kann auf Erfolg aufgebaut und das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Es gilt abzuwägen, ob es für eine Person einfacher ist, jeweils für kurze Zeit verschiedenen Beschäftigungen nachzugehen, oder ob eine geringere Anzahl Beschäftigungen, welche dafür für längere Zeitspannen ausgeführt werden, besser geeignet sind.

Erkennen Sie, was geändert werden muss. Hat die Person Mühe, mit einer Beschäftigung aufzuhören? Verkürzen Sie die Zeitspannen, in der dieser Beschäftigung nachgegangen wird. Besteht das Problem darin, dass die Person über den ganzen Tag immer wieder mit dieser Beschäftigung anfängt, auch wenn sie sich eigentlich auf etwas anderes konzentrieren sollte? Verringern Sie die Häufigkeit, mit der die Beschäftigung ausgeführt werden kann. Ist das Problem eine Mischung davon, dann konzentrieren Sie sich zuerst auf einen Aspekt, den Sie ändern möchten. Dadurch erhöht sich die Erfolgswahrscheinlichkeit und es kommt zu weniger Ängsten bei der betroffenen Person.

Beispiele:
Woche 1: Machen Sie einen Plan und legen Sie ein Ziel fest. Erstellen Sie eine visuelle Unterstützung, welche die Veränderungen erklärt.
Woche 2: Jane darf 15 Minuten pro Stunde über Lokomotiven sprechen.
Woche 3: Jane darf 10 Minuten pro Stunde über Lokomotiven sprechen.
Woche 4: Jane darf 10 Minuten pro 2 Stunden über Lokomotiven sprechen.
Machen Sie so weiter, bis Sie das Ziel erreicht haben, welches in diesem Fall eine Balance zwischen dem Sprechen über das Interesse an Lokomotiven und anderen Beschäftigungen ist.
Wenn Sie zwanghaftem oder repetitivem Verhalten Grenzen setzen wollen, sollten Sie sich alternative Aktivitäten überlegen.

Überlegen Sie sich alternative Beschäftigungen, mit der Sie die Person ablenken können, nachdem diese die geplante Zeit mit der Beschäftigung verbracht hat. Wenn zum Beispiel die Zeit, während der sie mit der Familie über ihr Interesse sprechen darf, vorbei ist, dann könnten Sie der Person vorschlagen, ihre Gedanken zum Thema mit dem Smartphone aufzunehmen oder sie in einem Notizbuch aufzuschreiben. Die Familie ist dadurch nicht mehr Teil der Beschäftigung, die betroffene Person kann aber weiter ihre Gedanken ausdrücken, was ihre Bedürfnisse stillen kann und ihr somit die Angst nimmt. Zudem können Sie die Person auch motivieren, ihre Gedanken zu ihrem Interessensgebiet vor der nächsten dafür vorgesehenen Zeit nochmals aufzuschreiben und ihr versichern, dass Sie dann später mit ihr über die Gedanken im Notizbuch sprechen werden. Sie können visuelle Unterstützung nutzen, um diese zusätzlichen Aktivitäten (Gedanken mit dem Smartphone aufnehmen, Gedanken in ein Notizbuch schreiben) zu erklären. Möglicherweise kann die betroffene Person auch dazu gebracht werden, ihrem Interesse auf einem anderen Weg nachzugehen, zum Beispiel als Mitglied eines Vereins oder einer Gruppe, oder indem sie sich in diesem Gebiet oder einem ähnlichen Gebiet weiterbildet oder arbeitet.

Beschäftigungen, welche die Sinne ansprechen, sollten Sie mit Beschäftigungen ersetzen, die dieselbe Funktion haben. Beispiel: Jemand, der wippt, um einen sensorischen Reiz zu fühlen, könnte eine Schaukel benutzen. Jemand, der für visuelle Stimulation mit den Fingern schnippt, könnte ein Kaleidoskop oder Seifenblasen verwenden. Jemandem, der ungeniessbare Objekte in den Mund steckt, könnte man einen Sack mit essbaren Alternativen anbieten, die ähnliche sensorische Reize auslösen, zum Beispiel ungekochte Teigwaren oder Nüsse. Jemand, der seine Exkremente verschmiert, könnte alternativ mit Knetmasse ähnliche Reize erfahren.

Die folgenden Fähigkeiten können den Betroffenen helfen, mit Stress oder Unsicherheit (was häufig zu sich wiederholenden Verhaltensweisen führen kann) umzugehen.

  • Soziale Fähigkeiten: Wie beginnt man ein Gespräch? Welche Themen sind dafür geeignet? Menschen mit Autismus müssen diese und weitere sozialen Fähigkeiten einüben. Dadurch gewinnen sie an Selbstsicherheit und getrauen sich, auch über andere Themen als ihre Spezialinteressen zu sprechen.
  • Selbstregulation: Unterstützen Sie eine betroffene Person dabei, ihr Verhalten und ihre Gefühle zu kontrollieren. In welchen Situationen fühlt sie sich gestresst oder ängstlich? Und was kann sie dagegen tun? Atemtechniken oder das Kneten eines Stressballs können gegen Angst und Stress wirksam sein. Zusätzlich können auch Strategien eingeübt werden, bei denen die betroffene Person ihre Bedürfnisse verbal oder visuell ausdrücken kann.

Nutzen Sie die Spezialinteressen der Person mit Autismus, um sie in ihrer Entwicklung weiterzubringen.

  • Jemand mit einem Spezialinteresse im Bereich Computer könnte später diese Fähigkeiten in einem Informatikstudium oder in der Informatikbranche anwenden.
  • Als Eltern lohnt es sich, dem Spezialgebiet des Kindes Interesse zu widmen. Dies kann die Beziehung, sowie die Kommunikation zwischen Kind und Eltern verbessern.

Häufig zeigen Kinder mit Autismus in der Schule keine Verhaltensschwierigkeiten, benehmen sich jedoch zu Hause auffällig. Nur weil das auffällige Verhalten zu Hause auftritt, heisst das nicht, dass der Grund dafür auch von zuhause kommt. Möglicherweise bedeutet die Schule für das Kind Stress, welchen es tagsüber verdrängt, bis es zu Hause ist. Den Lehrpersonen muss bewusst sein, dass Kinder im Autismus-Spektrum, welche ihr Verhalten in der Schule anpassen, möglicherweise in Wirklichkeit sehr gestresst sind.

Es kann sich bewähren, dem Kind nach der Schule eine Phase zu gönnen, während der es sich beruhigen und die vielen Eindrücke aus der Schule verarbeiten kann. Dies zum Beispiel durch das Reduzieren von sozialen Kontakten und einer entspannenden Aktivität.

Manchen Kindern hilft es, sich nach der Schule auf dem Trampolin oder im Garten auszutoben und so den Stress abzubauen. Andere bevorzugen es, sich beim Fernsehschauen oder Musikhören zu entspannen.

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