Therapien / Trainings / Freizeit

Hier finden Sie Informationen zu verschiedenen Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten.

«Wie kann einer Person aus dem Autismus-Spektrum optimal geholfen werden?» ist für Eltern und die Betroffenen die wichtigste und gleichzeitig schwierigste Frage.

Für Kinder
 
«Wie kann mein Kind optimal unterstützt werden?» - diese Frage stellt sich für die Eltern gleich nach der Diagnose.
 
Die Wahl der richtigen Fördermassnahmen ist immer vom Alter und Entwicklungsstand des Kindes und der Schwere der autistischen Symptome abhängig. Bei jungen Kindern mit frühkindlichem Autismus sind intensive verhaltenstherapeutische Programme am besten untersucht. Andere intensive Früh-förderungen sind eher spieltherapeutisch orientiert. Alle Programme haben eine klare Struktur, es wird täglich mehrere Stunden mit dem Kind 1:1 gearbeitet. Damit soll die Entwicklung des Kindes möglichst breit gefördert werden.
 
Da die Finanzierung solcher Programme in der Schweiz bisher nicht gesichert ist, wird leider nur ein Teil der betroffenen Familien unterstützt. Bei vielen Kindern steht deshalb die heilpädagogische Früherziehung im Vordergrund. Hinzu kommen je nach Bedürfnissen des Kindes: Logopädie, Ergotherapie und/oder Psychomotoriktherapie.

Für Jugendliche und Erwachsene
 
Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene wollen in erster Linie ihre sozialen Kompetenzen verbessern. Das soll ihnen helfen, das Denken und Fühlen ihrer Mitmenschen besser zu verstehen und sich in Gruppen besser zurechtzufinden. Ausserdem können sie lernen, Strategien zur Bewältigung schwieriger Alltagsituationen zu entwickeln. Viele dieser Ziele können am besten in Gruppen erlernt werden. Dort erleben Betroffene auch, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.

Es kann aber nicht nur darum gehen, betroffene Kinder, Jugendliche oder Erwachsene «fit für ihre Umwelt» zu machen.
 
Die Menschen in ihrem Umfeld müssen sich Autismus-Wissen aneignen, um die Welt der Betroffenen zu Hause, in der Schule oder am Arbeitsplatz Autismus-gerecht zu gestalten. So können die Menschen mit ASS ihre Stärken besser einsetzen und werden durch ihre Schwächen weniger beeinträchtigt.
 
Während der Aus- und Weiterbildung haben autistische Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Form eines Nachteilsausgleichs Anspruch auf Anpassungen. In der Berufsausbildung oder am Arbeitsplatz bietet die IV berufliche Eingliederung und Unterstützungsmassnahmen an, so zum Beispiel in Form von Coaches, die Betroffene unterstützen und Arbeitgeber beraten.

Wichtig ist
 
Für betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene müssen autismusspezifische und auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmte Unterstützungs- und/ oder Fördermassnahmen eingesetzt werden. Von gezielten Programmen profitieren nicht nur Kinder mit Autismus, auch Jugendliche und erwachsene Menschen mit Autismus können grossen Nutzen, zum Beispiel aus Sozialtrainings oder Ergotherapie, ziehen.

Verfasserin: Cordilia Derungs, autismus approach

Im Verlauf der letzten 20 Jahre hat sich weltweit einiges im Bereich der Förderung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) getan. So gibt es mittlerweile ein recht grosses Angebot an geeigneten und weniger geeigneten Therapien und Fördermassnahmen für Menschen mit ASS. Den Überblick zu behalten, ist sowohl für Fachleute als auch für Laien nicht mehr so einfach. An dieser Stelle soll deshalb ein kurzer Überblick über verschiedene fundierte, autismusspezifische Therapieansätze und Fördermassnahmen gegeben werden. Diese wurden systematisch und zum Teil wissenschaftlich überprüft und haben sich auch in der Praxis immer wieder bewährt.

Bewährte Therapieansätze und Fördermassnahmen
 
Autismus deutsche schweiz unterstützt und fördert die in diesem Beitrag aufgelisteten Methoden und möchte mit der nachfolgenden Übersicht den Entscheidungsprozess der Eltern unterstützen und helfen, die für sie geeignete Methode zu wählen. Theoretisch von einander abgrenzbar, gehen die verschiedenen Ansätze in der Praxis oft Hand in Hand und werden miteinander kombiniert, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

ABA Applied Behavioral Analysis
 
ABA ist in erster Linie eine Wissenschaft. In den 60er-Jahren wurden Techniken und Strategien dieser Wissenschaft erstmals in spezifischen Förderprogrammen für Menschen mit ASS eingesetzt. In den letzten Jahren wurden diese ABA-Programme in verschiedene Richtungen weiterentwickelt. ABA ist eine Verhaltenstherapie, die grosse Erfolge aufweist. Sehr systematisch und strukturiert kann erwünschtes Verhalten über primäre und sekundäre Verstärker aufgebaut und unerwünschtes Verhalten abgebaut werden. Wenn die Therapie auf einer positiven, personenzentrierten und konstanten Durchführung beruht, werden viele Fähigkeiten und Fertigkeiten gelernt und die Lebensqualität der betroffenen Menschen wird massiv erhöht.

TEACCH Treatment and Education for Autistic and related Communication handicapped Children
 
Die TEACCH Methode wird oft in Schulen und verschiedenen weiteren Institutionen wie Wohnheimen oder Werkstätten angewendet. Die Strukturierung bildet den Kern des TEACCH-Programms. Ein durch die Methode der visuellen Strukturierung selbständiges Arbeiten hilft dem Betroffenen, seine Lebensqualität zu erhöhen und soll das Lernen erleichtern. Dadurch sollen sich Menschen mit ASS besser im Alltag zurecht finden und selbstständiger werden.

RDI Relationship Development Intervention, FIAS Früh- Intervention bei Autistischen Störungen, DIR Developmental Individual Differences, PLAY Play and Language for Autistic Youngsters
 
Die Beziehungsebene ist ein sehr wichtiger Aspekt in der Arbeit mit Menschen mit ASS. Eher auf spieltherapeutischen Konzepten beruhen Programme wie RDI, FIAS, DIR = Floortime oder PLAY. Diese Programme unterstützen das Sozialverhalten und tragen dazu bei, die Qualität der Beziehungen auf- und auszubauen.

PECS The Picture Exchange Communication System
 
Alternative Kommunikationsformen sind bei Menschen mit ASS oft notwendig. In diesem Bereich haben sich das PECS-System oder die Gebärdensprache bewährt. Die zugrunde liegenden Lehr-Strategien werden von ABA abgeleitet. Beim PECS-System ist die Methodik des Aufbaus klar und strukturiert vorgegeben. Dieser Aufbau muss bei allen Kommunikationsformen berücksichtigt werden, um einen Erfolg zu erzielen.

FC Facilitated Communication
 
Eine weitere, allerdings in der Fachwelt nicht unumstrittene Form der Kommunikation, ist FC, oder auf Deutsch «Gestützte Kommunikation». Viele Eltern und Fachpersonen berichten, dass sie durch die physische, emotionale und verbale Stütze mit dem betroffenen Menschen in Kommunikation treten können. Dadurch nimmt die Lebensqualität für alle Beteiligten zu.

Biomedizinische Ansätze
 
Biomedizinische Ansätze gehen davon aus, dass Umweltfaktoren wie Schwermetallbelastungen, Pestizide usw. für die Entstehung der autistischen Symptome mitverantwortlich und medizinisch behandelbar sind. Diese Hypothesen sind bis anhin nicht ausreichend bewiesen. Viele betroffene Familien und Ärzte berichten aber, dass sie die Methoden mit Erfolg anwenden. Immer mehr wissenschaftliche Berichte und Studien unterstützen die positiven Erfahrungen, welche viele Eltern mit biomedizinischen Interventionen machen.
Wie schon erwähnt, ist es gerade für Eltern nicht einfach, aus dieser therapeutischen Vielfalt die passende Therapie für ihr Kind mit ASS zu finden. Bei der Vielfalt von Therapien und Ansätzen ist es unumgänglich, sich von einer Autismusberatungsstelle beraten zu lassen, um sich ein Bild über die Philosophie und Wirksamkeit der verschiedenen Methoden machen zu können. Die gewählte Beratungsstelle begleitet Menschen mit Autismus und deren Familie im Idealfall über viele Jahre.
Ob eine gewählte Therapie Erfolg hat oder nicht, hängt nicht zuletzt auch von verschiedenen Faktoren ab:

  • Die Wichtigkeit von früher Förderung ist allen Ansätzen gleich. Es kann nicht oft genug betont werden, wie wichtig ein früher Beginn von therapeutischen Massnahmen und Förderung ist. Je früher einer Auffälligkeit in der kindlichen Entwicklung begegnet werden kann, umso wirksamer ist die anschliessende Therapie. Die frühkindlichen Entwicklungsphasen sind noch stark beeinflussbar. Folgestörungen können verhindert werden. Weiter ist eine frühe Intervention für die Eltern eine grosse Entlastung und Hilfe, da auch ihnen geeignetes Wissen zur Selbsthilfe angeboten wird.
  • Eine geeignete Therapie muss flexibel sein und anpassbar. Erwachsene Menschen mit Autismus brauchen ebenso wie Kinder eine geeignete und auf sie abgestimmte Unterstützung. Hierbei ist es zentral, dass die gewählte Therapie flexibel und auf die aktuellen Bedürfnisse anpassbar ist. Die Methoden können die Gleichen sein, die Inhalte müssen aber dem betreffenden Menschen und dem Alter individuell angepasst werden, denn jeder Mensch mit einer autistischen Wahrnehmung ist anders. Jeder hat besondere Stärken, Schwächen, Interessen und auch die Motivations- und Lernprobleme sind unterschiedlich. Deshalb muss jedes Therapiekonzept auf den individuellen Menschen abgestimmt werden, unabhängig von der Methode.
  • Die Therapie muss auch zur «Familie» passen. So wie die ausgewählte Therapie zum Kind oder Erwachsenen mit Autismus passen muss, so muss auch die zugrunde liegende Haltung der jeweiligen Methode der «Familienphilosophie » entsprechen.

Die Familie muss sich mit dem gewählten Therapieansatz identifizieren können, weil sie diesen über mehrere Jahre anwenden wird.
 
Der Einbezug der ganzen Familie ist von grosser Bedeutung für den Erfolg der gewählten Therapie und Fördermassnahme. Die Familie ist oft der einzige Ort des Vertrauens für das Kind, für den Jugendlichen oder Erwachsenen aus dem Autismus-Spektrum. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, eine Therapie im gewohnten Umfeld mit Einbezug der Familienmitglieder durchzuführen.
Die Familiensituation muss lebbar sein und dem Menschen mit Autismus muss eine Umwelt geboten werden, wo er sich gut entwickeln kann. Von diesem Zuhause aus soll dann eine Integration in die Gesellschaft aufgebaut werden.

Der Entscheid für oder gegen eine Therapie
 
Wie oben erwähnt gibt es verschiedene Therapieansätze und Fördermassnahmen, die sich bewährt haben und von autismus deutsche schweiz unterstützt werden. Bevor sich die Eltern von Kindern mit Autismus letztendlich für oder gegen eine bestimmte Therapie entscheiden, sollten wichtige Aspekte geklärt werden. Es wurde schon dargelegt, wie wichtig es ist, dass sich auch die Familie mit der entsprechenden Therapie identifizieren kann. So werden die Eltern in den meisten Fällen ihr ganzes Leben lang die engsten Vertrauenspersonen eines Menschen mit Autismus und somit mehr oder weniger in die Therapie einbezogen sein.
Weiter ist es zwingend notwendig, sich im Vorfeld Überlegungen in Bezug auf personelle, räumliche, finanzielle, organisatorische und zeitliche Rahmenbedingungen und Möglichkeiten zu machen. Die verschiedenen vorgestellten Therapieansätze und Fördermassnahmen unterscheiden sich in diesen Punkten.
In Bezug auf die Autismusberatungsstelle, Therapeuten und Supervisoren müssen sich die Eltern vorstellen können, mit diesen Menschen über eine längere Zeit zusammen zu arbeiten. Gegenseitige Sympathie und Vertrauen sind dabei sehr wichtig.

Verfasser: Matthias Lütolf, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Zürich

«In der Heilpädagogischen Früherziehung werden Kinder mit Behinderungen, mit Entwicklungsverzögerungen, -einschränkungen oder -gefährdungen ab Geburt bis maximal zwei Jahre nach Schuleintritt mittels Abklärung, präventiver und erzieherischer Unterstützung sowie angemessener Förderung im familiären Kontext behandelt. » (EDK, 2007)
 
Aufgrund dieser Definition der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) richtet sich die Heilpädagogische Früherziehung (HFE) an Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten und an Kinder, deren Entwicklung gefährdet ist. Mögliche Auffälligkeiten können sich in der geistigen, sprachlichen, motorischen, emotionalen, sozialen und in der Wahrnehmungsentwicklung zeigen. Heilpädagogische Früherziehung bietet diesen Kindern ab Geburt bis spätestens zwei Jahre nach Schuleintritt Förderung, sowie deren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen Beratung und Begleitung an. Die Förderung und Begleitung findet in der Regel zu Hause in der gewohnten Umgebung des Kindes statt.

Die Angebote der Heilpädagogischen Früherziehung
 
Die Angebote basieren auf den drei Kernkompetenzen: Abklären, Fördern, Beraten.

Abklärung/Diagnostik von Kindern im Frühbereich und ihrem Umfeld
 
Im Sinne der Prävention wird eine möglichst frühzeitige Erfassung angestrebt, um einer Entwicklungsgefährdung, einem Entwicklungsrückstand oder einer Fehlentwicklung entgegenwirken zu können. Ratsuchende Eltern und Fachleute erhalten in der Heilpädagogischen Früherziehung Informationen über die Entwicklung des Kindes und die Möglichkeiten der Förderung im Frühbereich. Die Anmeldung zur Abklärung oder Kurzberatung erfolgt durch die Eltern oder Fachpersonen wie Kinderärzt/innen, Mütter- und Väterberater/innen oder Betreuungspersonen aus Spielgruppen oder Kindertagesstätten, dies stets im Einverständnis mit den Eltern.
 
Eingangs- und Zuweisungsdiagnostik
 
Eine sorgfältige Abklärung unter Einbezug von und in Zusammenarbeit mit den Eltern und verschiedenen Fachleuten ermöglicht es der Heilpädagogischen Früherziehung, eine geeignete Massnahme im Frühbereich zu finden. Diese Abklärung wird je nach kantonalem Wohnort des Kindes an speziellen Abklärungsstellen oder an Früherziehungsstellen oder bei Heilpädagogischen Diensten durchgeführt.

Förder- und Verlaufsdiagnostik
 
Eine konsequente Beobachtung und Überprüfung des Entwicklungsverlaufes und der Entwicklungsbedingungen gehören zur unerlässlichen Aufgabe der Heilpädagogischen Früherziehung, um Ziele festzulegen, welche in der individuellen Förderung und in der Arbeit mit den Eltern geplant, umgesetzt und evaluiert werden. Die Verlaufsdiagnostik soll zudem garantieren, dass das bestehende Unterstützungs- und Förderangebot allenfalls an sich verändernde Bedürfnisse des Kindes und der Familie angepasst werden kann.

Pädagogische Zukunftsplanung
 
Zur pädagogischen Zukunftsplanung gehört eine frühzeitige Diskussion über die Einschulungsmöglichkeiten des Kindes. Unter Einbezug aller beteiligten Fachleute ermöglicht dies den Eltern eine frühe Auseinandersetzung mit der schulischen Zukunft ihres Kindes.

Individuelle heilpädagogische Förderung
 
Die regelmässigen Fördereinheiten finden einzeln oder in Kleingruppen statt, mit dem Ziel der Unterstützung der Autonomie und Selbstgestaltung des Kindes und unter steter Berücksichtigung der individuellen Zielvereinbarungen.
 
Die individuelle Förderung des Kindes wird im Elternhaus, an der Früherziehungs- oder Frühberatungsstelle, in der Spielgruppe, im Kindergarten, im Kinderheim oder in den Räumlichkeiten eines grösseren Kompetenzzentrums durchgeführt, in der Regel einmal pro Woche während 1 bis 1 ½ Stunden. Regelmässig finden gemeinsame Evaluationen mit den Eltern und den zuständigen Fachpersonen statt.

Unterstützungs- und Beratungsangebot
 
Die Eltern werden in der Auseinandersetzung mit der möglichen Behinderung oder Entwicklungsauffälligkeit ihres Kindes begleitet. Dabei sollen die Beratungsgespräche spräche mit den Eltern ihre Autonomie und das soziale Eingebundensein von Kind und Familie unterstützen. Die weiteren beteiligten Bezugs- und Fachpersonen erhalten, wenn immer möglich, zusätzliche individuelle Beratungsangebote.

Vernetzung
 
Die Fachstellen der Heilpädagogischen Früherziehung sind untereinander und mit verschiedenen Fachstellen des Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesens vernetzt. Dies erleichtert die Zusammenarbeit und ermöglicht es, die heilpädagogischen Massnahmen zu optimieren und breit abzustützen. Eine umfassende interdisziplinäre Vernetzung trägt zudem zur frühzeitigen Berücksichtigung der kindlichen Bedürfnisse bei.

Die Aufgaben und Angebote der Heilpädagogischen Früherziehung im Kontext Autismus-Spektrum-Störung
 
Heilpädagogische Früherzieherinnen und Früherzieher kommen immer wieder mit Kindern in Kontakt, bei welchen ein Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung besteht oder welche Verhaltensweisen aus dem Autismus-Spektrum zeigen. In diesen Situationen ist es die Aufgabe der Fachperson, frühe Hinweise auf eine Autismus-Spektrum-Störung zu kennen und beobachten zu können. Neben dem allgemeinen Wissen zu Besonderheiten des Autismus-Spektrums erhält dabei die Anwendung von Screening-Instrumenten wie dem M-Chat, dem VSK oder dem EEFA durch die Fachpersonen eine besondere Bedeutung. Das Ziel soll dabei eine klarere Einschätzung der Situation sein, auf deren Basis in Absprache mit den Eltern die weitere Abklärung an einer Autismus-Fachstelle eingeleitet werden kann. An dieser Abklärung nimmt die Heilpädagogische Früherziehung aktiv teil, indem sie ihre Erfahrungen und Beobachtungen schildert, allenfalls Videos von Spiel- und Alltagssequenzen einbringt und so garantiert, dass der Informationsfluss aufrecht erhalten bleibt.
 
Die Beratung der Eltern ist ein zentrales Angebot der Heilpädagogischen Früherziehung. Ein umfangreiches Wissen über Autismus-Spektrum-Störungen ist dabei unerlässlich. Neben der Empfehlung des weiteren Vorgehens und der Koordination der weiteren Abklärungsschritte in Zusammenarbeit mit den Autismusfachstellen geht es in diesem Prozess auch um das Aufzeigen der Möglichkeiten und Grenzen der Heilpädagogischen Früherziehung in der Förderung und Begleitung von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen.
 
Das allgemeine Angebot der Heilpädagogischen Früherziehung beinhaltet grundsätzlich individuelle Fördermöglichkeiten, welche auch bei Kindern mit Autismus-Spektrum- Störungen bedeutsam sind. Diese orientieren sich an der allgemeinen Entwicklung des Kindes und bieten unter anderem motivierende Lernsituationen, strukturfördernde Angebote, kommunikationsspezifische Förderinhalte und alltagsunterstützende Hilfestellungen für die Familien. Es können zusätzlich spezifische Methoden einbezogen werden, die sich als besonders unterstützend bei einer Autismus-Spektrum-Störung erwiesen haben. In der Arbeit der Heilpädagogischen Früherziehung sind dies zum Beispiel verschiedene Methoden wie TEACCH oder PECS, die Förderung im Bereich der Unterstützten Kommunikation (UK) oder auch der Einbezug von Hilfsmitteln bzw. Förderprogrammen aus dem Bereich der digitalen Medien.
 
Fragen zur Förderung sind grundsätzlich in enger Zusammenarbeit mit den Autismusfachstellen zu klären. Es geht dabei um einen offenen und transparenten Wissensaustausch sowie eine kompetenzorientierte Abklärung der Zuständigkeiten der Heilpädagogischen Früherziehung und der Autismusfachstellen in Hinblick auf die Bedürfnisse des Kindes und der Familie. Wer kann und soll welche Unterstützung und Förderung anbieten? Welche Massnahmen werden eingeleitet und wer übernimmt deren Durchführung? Dies sind nur einige der Fragen, welche im gemeinsamen Austausch geklärt werden sollten, um eine zielorientierte Förderung durchführen und auf diesem Weg die Ressourcen und Stärken der jeweiligen Angebote nutzen zu können.

IGFF ZH

Berufsverband Heilpädagogische Früherziehung (BVF)

Ergotherapie
 
Das Ziel der Ergotherapie ist Menschen zu befähigen, an den Aktivitäten des täglichen Lebens und an der Gesellschaft teilzuhaben. Sie trägt zur Verbesserung der Gesundheit und der Lebensqualität bei. In der Ergotherapie mit Kindern werden mittels Handlungen aus dem täglichen Leben, handwerklichen Aktivitäten, gezielten Wahrnehmungserfahrungen sowie vielfältigen Bewegungsangeboten die Selbständigkeit gefördert und bedeutungsvolle Betätigungen ermöglicht. Zusätzlich werden in der Ergotherapie bei Kindern Umweltanpassungen und Elternberatungen eingesetzt und es findet ein regelmässiger Austausch mit der Schule und anderen Fachpersonen statt.
 

  • Verzögerung der körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung gegenüber Gleichaltrigen
  • Ausfälle oder Störungen in der Bewegungsfähigkeit oder auf der Handlungsebene
  • Mangelnde Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn
  • Schädigungen eines oder mehrerer Sinnesorgane
  • Reaktion auf Mitmenschen und Umwelt mit übermässiger Angst, Aggression, Abwehr oder Passivität

Sensorische Integrationstherapie für Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung
 
Unter dem Begriff Sensorische Integration versteht man die Aufnahme, Verarbeitung und Organisation der Reize aus den verschiedenen Sinnesorganen im Gehirn. Bei einer optimalen Verarbeitung der Sinnesinformationen kann das Kind sich an die Anforderungen der Umwelt anpassen und sie erfolgreich bewältigen. Nun kann es aber in dieser Wahrnehmungsverarbeitung zu Störungen kommen, welche sich durch auffällige und unangepasste Reaktionen des Kindes bemerkbar machen. Reize werden verzerrt oder verstärkt wahrgenommen, woraus Überempfindlichkeiten und Missempfindungen entstehen. Laut aktuellen Studien zeigen 80-90% der Menschen mit Autismus Probleme in der Verarbeitung der Sinnesinformationen (Schaaf, 2011), was ihren Alltag deutlich einschränkt. Das Licht ist für die Betroffenen zu grell, die Alltagsgeräusche oft viel zu laut, Geruch nach Essen löst Übelkeit aus und taktile Reize wie bestimmte Kleidungsstücke oder Körperberührungen erleben sie als unerträglich. Zu viele sensorische Informationen werden als irritierend, belastend und manchmal sogar wie Schmerz wahrgenommen. Diese Verhaltensweisen beeinflussen das Familienleben stark und Situationen bei der Morgentoilette, bei Mahlzeiten oder bei Familienfeiern werden zur Tortur für alle Beteiligten.
 
Diese Über- oder Unterempfindlichkeit der Menschen mit Autismus auf bestimmte sensorische Reize wurde nun sogar als Diagnosekriterium im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) der amerikanischen Gesellschaft für Psychiater aufgenommen.
 
Das Konzept der Sensorischen Integrationstherapie erklärt die auffälligen Verhaltensweisen der Kinder mit der fehlerhaften Reizverarbeitung. In der Beratung der Familien oder des schulischen Umfeldes wird aufgezeigt, wie die sensorischen Informationen reduziert und angepasst und die Situationen für die betroffenen Kinder erträglicher gestaltet werden können. Gemeinsam werden Strategien für die Alltagsbewältigung erarbeitet, die auf sensorisch-integrativen Prinzipien beruhen. Zum Beispiel werden die Eltern instruiert, dass sie ihr Kind eher kurz und mit festem Druck berühren sollen. Manchen Kindern hilft eine schwere Bettdecke, um sich besser zu beruhigen und einschlafen zu können.
 
In der Sensorischen Integrationstherapie werden dem Kind hauptsächlich in den drei Körpersinnen (Gleichgewichtssinn, Tastsinn und Körpereigenwahrnehmung) gezielte und dosierte Reize angeboten. Vor allem starke Reize wie Druck und Zug, die von den Rezeptoren der Muskeln und Gelenke wahrgenommen werden, helfen das Erregungsniveau zu senken. Das Kind setzt sich dabei aktiv mit dem sensorischen Angebot auseinander, was die Therapeutin aufgreifen und verstärken kann. Dadurch kommt es zu einer Interaktion auf der Basis von Sinneswahrnehmung. Die Therapeutin achtet dabei stets darauf, wie das Kind reagiert und geht feinfühlig, mittels Anpassung des Angebots, auf diese Signale ein. Sobald die sensorischen Eindrücke besser verarbeitet werden, geht es bei den Kindern mit Autismus als weiterer Schritt um die Erweiterung der Handlungskompetenzen.
 
Die Resultate verschiedener Studien zeigen auf, dass durch die Sensorische Integrationstherapie eine signifikant verbesserte sensorische Verarbeitung und Regulation erreicht wurde. Laut Pfeiffer et al., 2011 zeigen sich nach der Therapie weniger autistische, insbesondere weniger selbstverletzende und selbststimulierende Verhaltensweisen. Zusätzlich verbesserten sich die soziale Interaktion und die feinmotorischen Kompetenzen. Ebenfalls positiv veränderten sich die Toleranz gegenüber neuen Aktivitäten und die Übergänge zwischen Aktivitäten (Watling& Dietz, 2007). In Alltagssituationen erlebten die betroffenen Familien weniger Stress und gemeinsame Ausflüge wurden möglich.
 
Durch die aktuellen Kenntnisse sowie die Veröffentlichung der sensorischen Verarbeitungsstörungen im DSM-V erhält die Sensorische Integrationstherapie einen wichtigen Stellenwert in der Behandlung von Kindern mit Autismus. Damit die beschriebenen Verbesserungen im Alltag und in der Partizipation erreicht werden können, ist es besonders wichtig, dass die Behandlung nach dem sensorisch-integrativen Ansatz in einem familienzentrierten und interdisziplinären Kontext erfolgt.

Kontakt
 
Juliana Betschart
pluspunkt Zentrum für Prävention, Therapie und Weiterbildung
Spinnereistrasse 40
CH-8645 Jona
Tel. 055 210 40 50
juliana.betschart@pluspunkt-zentrum.ch

Links
 
pluspunkt-zentum.ch
ergotherapie.ch

Verfasser: Florian Scherrer, workaut, St. Gallen

Das Sozialtraining eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Es gibt verschiedene Gruppen, die das gesamte Spektrum des Autismus abdecken. Sozialtraining findet teilweise in den Schul- oder Arbeitsalltag integriert statt, meistens jedoch als Angebot abends oder an schulfreien Nachmittagen.

Soziale Herausforderungen
 
Durch eine andere Wahrnehmung und Informationsverarbeitung begegnen Menschen mit Autismus im Zusammensein mit anderen Personen verschiedenen Herausforderungen:

  • die Gefühle anderer Menschen werden nicht erkannt, Reaktionen auf Gefühle Anderer sind nicht adäquat
  • eigene Emotionen können schlecht wahrgenommen und eingeordnet werden
  • die Fähigkeit, sich in das Denken Anderer hineinzuversetzen, ist beeinträchtigt (Theory of Mind)
  • es gibt Probleme mit Entscheidungen, die auf Einschätzungen beruhen
  • sie haben Schwierigkeiten in der Kommunikation (Smalltalk, wechselseitige Kommunikation)

Ziele des Sozialtrainings
 
Während neurotypische Menschen (Menschen ohne Autismus) im Umgang mit Anderen meist intuitiv handeln, müssen sich Personen mit ASS ein grosses Wissen über andere Leute, Gesichtsausdrücke, Abläufe von Gesprächen etc. aneignen.
 
Das Sozialtraining hilft diesen Personen dabei, ein angepasstes Sozial- und Kommunikationsverhalten aufzubauen und die sozialen Kompetenzen zu entwickeln. Das Sozialtraining verfolgt verschiedene Ziele, welche sich je nach Gruppenzusammensetzung stark unterscheiden können:

  • Freude am Kontakt mit Gleichaltrigen (zusammen macht es mehr Spass als alleine)
  • Soziale Kontakte zwischen den Gruppenmitgliedern, zum Teil auch ausserhalb der Gruppe, stärken (z.B. mit jemandem abmachen)
  • Sich selber besser kennenlernen und einschätzen können (z.B. über Autismus Bescheid wissen)
  • Gefühle bei sich und anderen wahrnehmen und angemessen darauf reagieren (z.B. jemanden trösten)
  • Das Verständnis von sozialen Regeln fördern (z.B. verschiedene Begrüssungen in verschiedenen Situationen)
  • Verbessern der kommunikativen Fähigkeiten (z.B. Telefongespräche führen, über ein belangloses Thema plaudern)
  • Lebenspraktische Kompetenzen fördern (z.B. einen Ausflug planen und durchführen)

Aufbau des Sozialtrainings
 
Das Sozialtraining wird von verschiedenen Organisationen (Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst, Therapeuten, Schulen, autismus deutsche schweiz) angeboten und ist bei den verschiedenen Stellen unterschiedlich organisiert.
 
Die Gruppen mit ca. 4 – 8 Teilnehmenden treffen sich meist wöchentlich oder zweiwöchentlich für 1,5 bis 2 Stunden und werden von Personen mit viel Erfahrung in der Arbeit mit Menschen mit ASS geleitet.
 
Ein strukturierter Ablauf der Treffen hilft den Teilnehmenden, sich sicher zu fühlen und sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Rituale wie Anfangskreis und Erzählrunden sowie je nach Bedarf Ablaufpläne machen die Trainings vorhersehbar.

Methoden
 
Um die für jeden Teilnehmer individuell gesetzten Ziele zu erreichen, werden verschiedene Methoden angewendet. Diese unterscheiden sich je nach Alter und Fähigkeitsprofil der Gruppenmitglieder. Hier eine Auswahl:

  • Themenzentrierte Gespräche, z.B. über Hobbies
  • Regeln gemeinsam erarbeiten und visualisieren
  • Rollenspiele zum Erlernen von sozialen Regeln oder zur Förderung der Phantasie
  • Regelspiele wie Uno, Eile mit Weile
  • Üben der Emotionserkennung mit Hilfe von Bildern, Videos etc.
  • Gemeinsame Handlungsabläufe planen und durchführen, z.B. ein Geburtstagsgeschenk für eine Person der Gruppe herstellen
  • Gruppenaktivitäten planen und durchführen, z.B. einen Ausflug in den Zoo oder einen Grillabend
  • Gewünschtes Verhalten in sozialen Situationen besprechen, z.B. mit einer social story
  • Schwierige Situationen besprechen, z.B. mit Hilfe der Comic-Strip-Conversation

Einbezug des sozialen Umfeldes
 
Um das Gelernte generalisieren zu können, ist es wichtig, dass das Umfeld über die Lerninhalte und Ziele der Gruppe Bescheid weiss. Dies kann über verschiedene Informationskanäle geschehen – regelmässige Gespräche vor oder nach dem Training, Elternabende, schriftliche Informationen, Telefonate, Tagebücher, welche die Teilnehmer führen, Hausaufgaben etc.


Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit

Besonderheiten der Kommunikation und Sprache von Menschen mit Autismus
 
Eine auffällige Sprache und Kommunikation gehört zur typischen Kernsymptomatik bei Menschen mit Autismus. So zeigen sie eine verspätete, eingeschränkte oder gänzlich fehlende Sprachentwicklung und Symptome wie das Nachsprechen vorgesagter Wörter (Echolalie), das Vertauschen von ich/du (Pronomina), Schwierigkeiten mit Ja/Nein-Antworten, das Kreieren von neuen Wörtern (Neologismen) und Beeinträchtigungen im Verständnis von Pragmatik (dem Gebrauch von Sprache in unterschiedlichen Situationen), Semantik (Sinn, Inhalt) und Prosodie (Sprachmelodie). Die Probleme in der Kommunikation gehen mit Schwierigkeiten im sozialen Bereich einher. So gestaltet sich eine Kontaktaufnahme mit anderen Menschen oftmals schwierig und bedingt ein grosses Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen der Mitmenschen und Therapeuten.

Was versteht man unter Kommunikation?
 
Definition: Kommunikation ist die Bezeichnung für Prozesse, die einen Sender, einen Empfänger, einen Kommunikationsmodus oder Kommunikations-Kanal (z.B. Sprache), eine Botschaft oder Nachricht und eine auf Empfang erfolgende Verhaltensänderung oder allgemein einen Effekt als analytische Einheiten aufweisen (Drever/Fröhlich).
 
So kompliziert diese Definition auch klingt, so einfach ist sie auch. So bezeichnet Kommunikation den Prozess zwischen Sender und Empfänger. Diesen Prozess verstehen Menschen mit ASS nicht, nur teilweise oder anders.

Vorsprachliche Kommunikation
 
Dank differenzierter Forschungsmethoden machte die Entwicklungspsychologie in den siebziger Jahren eine interessante Entdeckung. Studienergebnisse liessen vermuten, dass Kinder genetisch auf die Interaktion mit anderen Individuen vorbereitet sind. So reagieren bereits Neugeborene in der ersten Woche auf das menschliche Gesicht, egal ob dies nun echt ist oder aus einer Zeichnung besteht. Schon mit zwei Wochen scheint das Baby auch fähig zu sein, den Erwachsenen beim Öffnen des Mundes und Herausstrecken der Zunge nachzuahmen.
 
Auch Menschen mit ASS reagieren darauf, wenn man sie anlächelt und anstrahlt. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass Menschen mit Autismus ungewöhnlich lange brauchen (10 Minuten bis zu einer halben Stunde), bis sie auf dieses Kontaktsignal zu antworten beginnen. Oft vermeiden sie dabei den direkten Blickkontakt und schauen Mitmenschen nur aus den Augenwinkeln an.
 
Eine erste Kommunikationsform erfolgt demzufolge durch den Blickkontakt. In der weiteren Entwicklung verfeinert sich die Interaktion, indem sie durch verschiedene Modalitäten ausgedrückt wird. Dies geschieht über Blickaustausch und Gestik, vorsprachliche Routinespiele und Austausch von Vokalisationen. Diese Struktur des «ich bin dran – du bist dran» ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die spätere sprachliche Kommunikation.

Zweck der Kommunikation
 
Worin besteht die Motivation miteinander zu kommunizieren und welcher Nutzen kann ein Individuum daraus ziehen? Strahlende, geöffnete Augen und ein strahlendes Lächeln regen die soziale Umwelt an. Das Regulieren von Bedürfnissen, soziale Kontakte, Beziehung und Emotionen stehen in den ersten Jahren im Vordergrund. Später kommt die Neugierde, mehr wissen zu wollen und das Interesse an neuen Informationen dazu. Die Absicht etwas zu erreichen und dass es dazu eine bestimmte Form zu gebrauchen gilt (z.B. verbale Sprache und vor allem die nonverbale Sprache), muss von Menschen mit ASS in kleinsten Schritten gelernt werden.

Wie kommt das Kind mit Autismus zu einer Kommunikation mit anderen Personen?
 
Der Blickkontakt ist eine wichtige Voraussetzung für die Kommunikation. Daher gilt es, das Kind immer wieder zum Blickkontakt zu animieren und ihm mit grossen Augen und mit Freundlichkeit zu antworten. Ein gemeinsames Spiel, bei dem das Kind eine hohe Motivation zeigt, ist eine gute Grundlage (springen, hüpfen, kitzeln etc.). Die gemeinsame Aufmerksamkeit bei solchen Spielen ermöglicht den Blickkontakt.
 
Die Absicht, etwas zu bekommen und etwas zu erreichen, muss beim Kind mit ASS vorhanden sein. Hier gilt es, das Kind gut zu beobachten und sich zu merken, was das Kind haben oder tun möchte. Das beginnt beim Öffnen einer Tür bis hin zum Erhalten eines Objektes oder Nahrungsmittels. Dem Kind muss gezeigt werden, dass Kommunikation lustvoll ist und einen Nutzen bringt. Kitzeln, schwingen, singen, essen, lachen, laufen, springen usw. sind Tätigkeiten, die sich gut dafür eignen. Sobald erkennbar ist, was das Kind möchte, stoppen wir es, fordern Blickkontakt und fragen, was es möchte. Wir helfen dem Kind, die Antwort zu geben, sei es mit einer Gebärde, mit einem Bild oder mit einem Wort. Jede Bemühung des Kindes sich mitzuteilen, wird dadurch verstärkt, dass es das bekommt, was es will. Solche Übungssituationen müssen zu Hunderten pro Tag gemacht werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dies dem Kind Spass macht und es erkennt, wenn es durch eine Interaktion zum Erfolg kommt.

Weiterführende Kommunikation
 
Eine komplexere Kommunikation bezieht sich auf das Erlernen der Lautsprache, Schriftsprache, Gebärdensprache oder eines Bild-Kommunikationssystems. Je nach Fähigkeiten des Kindes wird die geeignete Form der weiterführenden Kommunikation ausgewählt. Auch diese muss in kleinsten Schritten aufgebaut werden.
 
Ganz gleich, welche Form das Kind lernt, dem Kind muss das «Fragestellen» im weiteren Verlauf der Förderung gezielt beigebracht werden. Auch erwachsene Menschen mit ASS, welche verbale Sprache haben, zeigen oft Schwierigkeiten, gezielt sinnvolle Fragen zu stellen. Dem Menschen mit Autismus muss gelehrt werden, dass er durch «fragen» zu neuen Erkenntnissen gelangen soll und keinesfalls nur, um stereotyp mit seinen Mitmenschen in Kontakt zu kommen.
 
Eine weitere «Sprachform» bezieht sich auf Mimik und Gestik. Menschen mit Autismus haben immer wieder Schwierigkeiten, feine Gesichtsbewegungen und Körperbewegungen zu lesen und zu interpretieren. Ein grosser Teil der Kommunikation verläuft aber auf dieser nonverbalen Ebene. Demzufolge muss den Menschen mit Autismus diese «Sprache» ebenfalls beigebracht werden. In Gruppen, einzeln oder anhand eines Videofilms kann diese «Sprache» beobachtet und gelernt werden.

Logopädie zur Verbesserung zwischenmenschlicher Kommunikationsfähigkeit
 
Unter Logopädie versteht man eine pädagogisch-therapeutische Fachdisziplin, die sich mit der Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikationsfähigkeit befasst. Die Tätigkeit reicht von der Behandlung eines wenig auffälligen Kindes, das einzelne Sprechlaute ungenau ausspricht, bis zur Abklärung und Therapie schwer sprachbehinderter Patienten jeden Alters, deren Fähigkeiten in den Modalitäten Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben weitreichend gestört sind. In der praktischen Arbeit mit Menschen mit ASS haben sich logopädische Ansätze zur Verbesserung und Förderung der Kommunikation und Sprache immer wieder bewährt.

Logopädie bei Menschen mit Autismus
 
Die Erfahrung zeigt, dass bei der Sprachtherapie von Menschen mit Autismus spezifische Kenntnisse zum Störungsbild erforderlich sind. So gibt es einige Punkte, die speziell berücksichtigt werden müssen, damit Logopädie Erfolg haben kann.

  • Die Sprachtherapie muss zuverlässig und berechenbar sein.
  • Die Arbeitsstruktur muss klar und übersichtlich sein.
  • Der Arbeitsplatz muss klar definiert sein.
  • Die einzelnen Übungen müssen in kleinste, nachvollziehbare Schritte gegliedert und unterteilt sein.
  • Die Bezugsperson muss positiv denken und motivierend handeln.

Aus spezifisch fachlicher Sicht haben sich folgende Schwerpunkte bewährt:

  • Das Kind und die Therapeutin müssen sich annähern und eine Beziehung aufbauen.
  • Das Kind muss lernen, das Gegenüber als Kommunikationspartner wahrzunehmen.
  • Das Kind muss lernen, welche Macht die «Sprache» hat (etwas erhalten/bekommen).
  • Das Kind muss das Imitieren lernen (Nachahmung von Grob-, Fein-, Mundmotorik usw.).
  • Das Kind soll stets Erfolg in seiner Handlung erfahren.
  • Das Kind muss lernen, dass es sich lohnt, Sprache zu gebrauchen.

Die Arbeit mit Menschen mit ASS birgt die Gefahr, die Energie zu verzetteln, von der konzeptionellen Idee abgelenkt zu werden und somit rasch zu ermüden. Eine klare, durchdachte Arbeitsstruktur und ein klar definiertes Therapiekonzept sind hilfreich für das Kind und die Therapeuten.

Arbeitsintensität
 
Das Kind sollte möglichst während der ganzen Wachzeit gefördert werden, d.h. es sollte die ganze Zeit aus seiner Isolation geholt werden. Deshalb ist es sehr sinnvoll, wenn die Sprachtherapie in die ganze Förderung eingebettet wird. Wird das Kind in einem Ambulatorium oder in einer Heilpädagogischen Schule in Einzelstunden logopädisch gefördert, ist es wichtig, eine gute und enge Verknüpfung zu den anderen Fachpersonen zu haben. Alle sollten am gleichen Strick ziehen.

Therapieansätze
 
Hier einige Therapieansätze, die sich in der Arbeit mit Menschen mit ASS bewährt haben.

  • ABA-Therapie
  • Eine gezielte, sprachorientierte Affolter-Therapie, wobei Spracherwerbstheorien und linguistische Theorien erforderlich sind.
  • Unterstützte Kommunikation mittels PECS (Bild-Austausch- System) oder vereinfachte Gebärdensprache
  • RDI (vor allem für die vorsprachliche- und nonverbale Kommunikation)

Klare Strukturen, eine konsequente und wohlwollende Haltung, intensive Arbeit und ein differenziert erarbeitetes Therapiekonzept bilden in jedem Fall den Schlüssel zum Therapieerfolg.

Kontakt
 
aaa autismus approach
Rebackerstrasse 36
CH-8955 Oetwil a.d.L
Tel. 043 455 58 12
Fax 043 455 58 13
autismus@autismus-approach.ch

Link
 
autismus-approach.ch

Unterstützungsmaterialien
 
Es gibt verschiedene Unterstützungsmaterialien für die Kommunikation. Eine davon ist die unterstützte Kommunikation mit Symbolen. Auf der Webseite von METACOM finden Sie eine grosse Auswahl an Materialien.
Bitte lesen Sie vor der Verwendung der Materialien die Nutzungsbedingungen
Zum Download-Material: METACOM – Symbolsystem zur Unterstützten Kommunikation
Weitere Hilfsmittel und Links finden Sie auch hier


Zusammenleben und Freizeit

Das Zusammenleben mit einer Person aus dem Autismus-Spektrum ist bereichernd und herausfordernd zugleich. Damit sich die Betroffenen positiv entwickeln können, ist es entscheidend, dass sich die Familie, das Umfeld stark engagiert und zusammenhält. Sicherheit und Stabilität sind für Menschen mit Autismus sehr wichtige Faktoren. So können sie Ängste abbauen und sich sicher fühlen.
 
Fachleute beraten und unterstützen Sie und Ihre Familie bei der Alltagsbewältigung. So können gemeinsam Strategien entwickelt werden, wie beispielsweise sich wiederholenden Verhaltensmustern, Ängsten oder Blockaden begegnet werden kann.
 
Die Betreuung von Personen mit Autismus ist intensiv. Organisieren Sie rechtzeitig Entlastung – bevor Sie ausgebrannt sind.
 
Hier finden Sie einige Tipps und Informationen für das alltägliche Zusammenleben:

  • schaffen Sie zu Hause eine ruhige Atmosphäre
  • richten Sie die Räume schlicht ein und halten Sie Ordnung
  • ein strukturierter Tagesablauf und klare Regeln erleichtern das Zusammenleben
  • vermeiden Sie Reizüberflutungen (Lärm, Licht)
  • bringen Sie den Spezialinteressen und sich wiederholenden Verhaltensweisen Verständnis entgegen
  • unterstützen Sie die betroffene Person dabei, ihre Bedürfnisse zu formulieren, evtl. mit visuellen Kommunikationsmitteln
  • verwenden Sie selber eine klare Sprache
  • kündigen Sie Veränderungen oder Vorhaben im Voraus an

Zeit strukturieren: Auch Menschen mit Autismus haben Interesse an Hobbies. Aber: eine unstrukturierte Freizeit führt zu Orientierungslosigkeit und Überforderung. Oftmals haben Betroffene Mühe, ihre Zeit selber zu strukturieren und zu organisieren. Auf einem Tagesplan kann beispielsweise visuell das Zeitfenster angezeigt werden, das für Hobbies vorgesehen ist.
 
Sozialkontakte: Menschen mit ASS tun sich schwer, selber soziale Kontakte zu initiieren und Freundschaften zu knüpfen. Manche finden sich auch nur schwer in einer Gruppe zurecht. Deshalb benötigen betroffene Menschen auch bei der Freizeitgestaltung Unterstützung. Um in einem Verein oder Club dabei sein zu können ist es wichtig, dass die Verantwortlichen und die Mitglieder informiert sind.
 
Spezialinteresse: Oftmals haben Menschen aus dem Autismus-Spektrum ein besonderes Interesse an einem oder mehreren Fachgebieten (Spezialinteresse). Dementsprechend investieren sie einen Grossteil ihrer freien Zeit dafür. Um sich für etwas Neues öffnen zu können, benötigen Betroffene Inputs und Motivation von aussen.
 
Mögliche Hobbies: Menschen mit ASS lesen möglicherweise gern und viel. Einige schätzen den Laufsport sehr, bauen gerne Legos zusammen, spielen Videogames oder puzzeln. Auch Musik hören, ein Instrument spielen oder Filme schauen können geeignete Freizeitbeschäftigungen sein. Mögliche Hobbies können aber genau so individuell sein wie die Betroffenen selbst.
 
Hier finden Sie eine Liste von externen Freizeitangeboten, die genützt werden können:
 
Haben Sie den Mut, auch externe Freizeitangebote zu nützen. Mit guter Vorbereitung ist vieles möglich. Das Verständnis für die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus wächst in der Öffentlichkeit immer weiter.

Kontakt

Geschäftsstelle

Riedhofstrasse 354 | 8049 Zürich
anfrage@autismus.ch
+41 (0)44 341 13 13
Mo bis Do: 08:30 – 12:30 Uhr

beratung@autismus.ch
Es gibt mehrwöchige Wartezeiten und unsere Mitglieder haben Priorität.

Schreiben Sie eine Arbeit über das Thema Autismus – den passenden Leitfaden dazu finden Sie hier: