Ausbildung und Arbeit

Wie können Menschen mit Autismus in ihrer beruflichen Ausbildung und beim Übertritt in die Arbeitswelt oder in ein Studium unterstützt werden? Welche Herausforderungen gibt es? Was sollten Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen beachten?


Ausbildung und Arbeit

So können Menschen mit Autismus in ihrer beruflichen Ausbildung, im Studium und/oder beim Übertritt in die Arbeitswelt unterstützt werden.

Sowohl die Invalidenversicherung (IV) als auch die kantonalen Angebote sind häufig zu wenig auf Jugendliche mit ASS ausgerichtet. Es ist jedoch bekannt, dass der Übergang zwischen Schule und Berufsausbildung für Jugendliche und junge Erwachsene mit ASS oft problematisch ist. Dasselbe gilt für den Übergang von der Ausbildung in die Arbeitswelt und die nachhaltige Erhaltung eines Arbeitsplatzes.
 
Um Menschen mit ASS in Übergangsphasen begleiten zu können, braucht es eine gute Koordination zwischen Schule, IV, Case Management und weiteren Hilfsangeboten. So können Rückschläge oder Stellenverluste vermieden werden. Derzeit passt die IV im Rahmen ihrer Weiterentwicklung ihre Angebote für Menschen mit ASS an. Es ist eine enge Begleitung durch die IV notwendig. (Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.ahv-iv.ch/p/4.09.d)
 
Erstausbildung: Viele Angebote der beruflichen Erstausbildung werden Menschen mit ASS noch nicht gerecht. Es besteht die Gefahr, dass die Jugendlichen die Ausbildung abbrechen. Darum: Der Übergang Schule-Ausbildung muss klar strukturiert und professionell begleitet werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern, IV und Schulen ist notwendig.
 
Geschützter Arbeitsplatz/Beschäftigung: Nicht alle Menschen mit ASS können im ersten Arbeitsmarkt Fuss fassen. Dies, weil sich Autismus in ganz unterschiedlichen Ausprägungen und Schweregraden manifestiert. Bei der Wahl einer Institution mit geschützten Arbeitsplätzen sollte darauf geachtet werden, dass die Arbeitsbedingungen für Menschen mit ASS angepasst sind. Ausserdem muss innerhalb der gewählten Einrichtung genügend Fachwissen zu Autismus vorhanden sein.
 
Eine Auswahl an Adressen, welche spezialisiert sind auf Arbeitsstellen für Menschen mit ASS, finden Sie hier: https://www.autismus.ch/adressen/sonstige/berufliche-foerdermassnahmen.html
 
Wenn Jugendliche (noch) nicht in eine EBA-Lehre einsteigen können, bietet die PrA – Praktische Ausbildung Schweiz eine Perspektive. Mehr Informationen dazu finden Sie hier: https://insos.ch/assets/Dateien-Publikationen/PrA-Praktische-Ausbidlung-Schweiz-Flyer.pdf
 
Die PrA-Lehrbetriebe sind auch auf der Website von INSOS Schweiz aufgeführt: https://insos.ch/insos-schweiz/insos-institution-finden/

Menschen mit ASS sollen dabei unterstützt werden, am gesellschaftlichen Leben – und damit an der Arbeitswelt – teilzunehmen. Viele von ihnen bringen Stärken und Fähigkeiten mit, die sehr gefragt und nützlich sind. Diese sind unter anderem:

  • Hohe Motivation und Ausdauer
  • Logisches Denken
  • Genauigkeit und Gründlichkeit
  • die Fähigkeit, zu analysieren
  • Fachwissen zu einem Spezialgebiet
  • Detailorientierung und Perfektionismus
  • Zuverlässigkeit
  • Ehrlichkeit

Es lohnt sich, diese Potenziale zu entdecken und sich auf die betroffenen Menschen und ihre Fähigkeiten einzulassen.

Individuelle Berufswahl: Bei der Berufswahl muss die Person im Zentrum stehen. Die Diagnose allein sagt noch nichts über die Fähigkeiten, Fertigkeiten, Stärken und Interessen einer Person aus.
 
Vielfalt: Menschen mit Autismus sind je nach Fähigkeiten und Interessen in allen Berufsgruppen zu finden. Bei vielen geeigneten Berufen fällt auf, dass eine logisch-technisch denkende Person rascher positive Ergebnisse erzielt.
 
Unrealistischer Berufswunsch: Es kann sein, dass eine Person eine Berufsvorstellung hat, die nicht ihren Fähigkeiten und Voraussetzungen entspricht. Wenn der oder die Betroffene beschreiben kann, was ihn/sie an diesem Wunschberuf fasziniert, kann möglicherweise ein alternativer Beruf vorgeschlagen werden.
 
Berufe erleben: Es ist wichtig, dass sich Menschen mit ASS von ihrem Wunschberuf eine konkrete Vorstellung machen und ihre praktischen Fähigkeiten testen können. Es gibt zahlreiche Organisationen, welche Schnupperlehren oder Praktika vermitteln (mehr dazu hier: https://www.autismus.ch/adressen/sonstige/berufliche-foerdermassnahmen.html)

Ein guter Ausbildungsbetrieb und ein verständnisvoller Arbeitgeber sind das A und O einer erfolgreichen Lehrzeit. Es gibt Firmen, die erkannt haben, dass Menschen mit ASS über besondere Fähigkeiten verfügen. Solche Unternehmen haben auch Massnahmen getroffen, um diese Menschen in die Arbeitswelt zu integrieren.
 
Hier einige Hinweise für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Arbeitnehmer aus dem Autismus-Spektrum:

  • Klar kommunizieren
  • Vorhersehbar sein
  • Sicherheit geben
  • Reizarme Umgebung schaffen
  • Einen Coach als „Übersetzer“ nutzen

Wenn das Umfeld Bescheid weiss, dem neuen Teammitglied gegenüber positiv eingestellt ist und erkennt, dass Menschen mit Autismus eher Unterstützung im sozialen und gesellschaftlichen Kontext benötigen als bei der tatsächlichen Arbeit, können diese mit ihren Stärken wesentlich zum Erfolg einer Firma beitragen!
 
Broschüre für Arbeitgeber
 
Link zu Organisationen im Bereich Menschen mit Autismus und Arbeit

Studierende mit Autismus haben spezifische studienrelevante Bedürfnisse, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar und sehr individuell sind. Am besten ist es, wenn man sich schon vor dem Studium informiert, welche Möglichkeiten man hat, welche Herausforderungen es geben könnte und wie damit umgegangen werden kann. So lassen sich gewisse Hindernisse bereits vor Studienbeginn beheben und für andere kann eine individuelle Lösung gesucht werden. Die meisten Universitäten und Hochschulen verfügen über Beratungsstellen für Studierende mit Behinderung. Nutzen Sie dieses Angebot und nehmen Sie frühzeitig Kontakt mit der Stelle auf.

Eine Übersichtsliste von Beratungsstellen an Schweizer Hochschulen finden Sie auf dem folgenden Online-Portal:
http://www.swissuniability.ch/de/Studium/Anlaufstellen-fuer-Chancengleichheit-und-Inklusion

Dozierende finden hier ein Merkblatt zum Thema „Hindernisfreie Didaktik für Studieren mit Autismus-Spektrum-Störung“:
http://www.swissuniability.ch/index.cfm?action=act_getfile&doc_id=100052

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