Informationen für Begegnungen mit Behörden mit Sicherheits- und Kontrollaufgaben (z.B. Polizei, ÖV etc.)


So gelingt der Kontakt mit Menschen mit Autismus

"Autisten sehen normal aus, verhalten sich aber anders. Es kann sein, dass sie sich "seltsam" ausdrücken." - Zitat eines Betroffenen

Mit diesen Informationen sollen Missverständnisse vermieden und das Wissen für spezifische Situationen vergrössert werden, sodass der Kontakt von Menschen mit Autismus mit Behörden und Organisationen mit Sicherheits- und Kontrollaufgaben (z.B. im öffentlichen Verkehr, Polizei, Feuerwehr, Sanität, Zoll etc.) stressfrei ablaufen kann.

Diese Hinweise entstanden in Kooperation mit «Ihre Polizei».

Unklare Formulierungen können zu Missverständnissen führen, weil autistische Personen Aussagen wörtlich verstehen, ohne den sozialen Kontext einzubeziehen. Klare Anweisungen geben Sicherheit und wirken beruhigend auf Betroffene. Weil viele Details überlegt werden, kann es länger dauern, bis eine Antwort kommt.

  • Erklären Sie der betroffenen Person, was die nächsten Schritte sind. Nutzen Sie eventuell visuelle Unterstützung – zeigen Sie Unterlagen, zeichnen Sie etwas auf.
  • Fragen Sie die Person, ob in der aktuellen Situation eine Aussage möglich ist, bevor Sie inhaltliche Fragen stellen.
  • Vermindern Sie Lärm und andere Störfaktoren, gehen Sie falls möglich an einen ruhigen Ort für das Gespräch.
  • Stress überträgt sich unmittelbar auf die betroffene Person. Bleiben Sie ruhig - so entspannen Sie die Situation.
  • Stellen Sie geschlossene und klare Fragen – Beispiel: Wie viele Leute waren in die Situation involviert? (und nicht: Waren andere Leute dabei?).
  • Geben Sie der betroffenen Person genügend Zeit zum Antworten.

Menschen mit Autismus nehmen Reize anders wahr. So können zum Beispiel Berührungen, grelles Licht, Lärm, intensive Gerüche oder bestimmte Materialien auf der Haut unangenehm schmerzhaft oder beängstigend sein.

Menschen mit Autismus können unerwartete Berührungen als sehr unangenehm bis sogar schmerzhaft empfinden. Berühren Sie die betroffene Person wenn möglich nicht.

  • Versuchen Sie, die vorhandenen Reize zu erkennen (Lärm, Lichtquellen, nicht wissen, was geschehen wird etc.) und sie zu vermeiden.
  • Durch die Reduktion der Reizbelastung können Sie die Betroffenen vor einer Reizüberflutung und einer Stresssituation schützen.
  • Falls Sie die Person berühren müssen, kündigen Sie dies an.
  • Erklären Sie, warum eine Berührung notwendig ist und wo Sie die Person berühren werden.

Für Menschen mit Autismus ist Blickkontakt anstrengend. In einer Stresssituation kann es deshalb vorkommen, dass kein Blickkontakt aufgenommen werden kann. Das heisst jedoch nicht, dass die Person nicht kommunizieren will.

  • Stellen Sie sich nach Möglichkeit immer seitlich zu einer Person mit Autismus hin, das verringert den Stress bei ihr.
  • Nehmen Sie in Krisenmomenten allenfalls die gleiche Blickrichtung ein.
  • Schirmen Sie falls möglich die ganze Situation vor Blicken und Lärm ab.

Betroffene Personen können manchmal nicht sprechen, wenn sie unter Stress stehen.

  • Ist die betroffene Person allein, kontaktieren Sie (lieber einmal zu viel als zu wenig) die auf dem Ausweis erwähnte Kontaktperson.
  • Sollte ein Meltdown (Zusammenbruch, nicht mehr kommunizieren können) passieren, brechen Sie falls möglich das Gespräch ab und vereinbaren Sie einen neuen Termin, um weiterzureden.

Gemeinsam mit „Ihre Polizei“ hat ads ein Kärtchen erstellt, welches beim Kontakt mit Behörden und Organisationen mit Sicherheits- und Kontrollaufgaben (z.B. im öffentlichen Verkehr, Polizei, Feuerwehr, Sanität, Zoll etc.) vorgewiesen werden kann und der Kontakt miteinander stressfrei gelingt.

Hier kann das Kärtchen beantragt werden: anfrage@autismus.ch

  • Erwähnen Sie Ihren Autismus, damit die Mitarbeitenden von Behörden und Organisationen mit Sicherheits- und Kontrollaufgaben (z.B. im öffentlichen Verkehr, Polizei, Feuerwehr, Sanität, Zoll etc.) die Chance haben, Sie zu verstehen.
  • Zeigen Sie falls vorhanden, Ihr „Autismus-Kärtchen“.
  • Erwähnen Sie klar, falls Ihre Kontaktperson angerufen werden soll.
  • Kommunizieren Sie falls möglich Ihre Bedürfnisse - z.B. den Wunsch auf mehr Distanz oder dass ein ruhiger Ort gesucht werden soll.

Kontakt

Geschäftsstelle

Riedhofstrasse 354 | 8049 Zürich
anfrage@autismus.ch
+41 (0)44 341 13 13
Mo bis Do: 08:30 – 12:30 Uhr

beratung@autismus.ch
Es gibt mehrwöchige Wartezeiten und unsere Mitglieder haben Priorität.

Schreiben Sie eine Arbeit über das Thema Autismus – den passenden Leitfaden dazu finden Sie hier: